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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 26.05.2006


IBERIA
Christiane Müller

Der neue Film von Carlos Saura beschäftigt sich wieder mit Flamenco. Wer eine zweite "Carmen" erwartet, wird enttäuscht sein: "IBERIA" hat keine Handlung, sondern zeigt nur Musik, Gesang und Tanz.




Welche Tanzfilm-Fans erinnern sich nicht gern an Carlos Sauras` Meisterwerk "Carmen", das vor - kaum zu fassen - 23 Jahren Erfolge feierte. Die aufregende Umsetzung der Carmen-Oper in ein vielschichtiges Tanz- und Eifersuchtsdrama war 1983 auch für den Oscar nominiert. Die Fans stürmten damals die Tanzschulen - alle wollten unbedingt so toll Flamenco tanzen wie die hinreißende Hauptdarstellerin Laura del Sol und ihr Partner Antonio Gades.

Der mittlerweile 74jährige Saura hat viele Filme über den spanischen Tanz gemacht, jetzt kommt sein neuestes Werk "IBERIA" in die Kinos. Doch wer etwas Ähnliches wie "Carmen" erwartet, wird herbe enttäuscht sein. Es gibt keinerlei Handlung, es wird dadurch auch keine Spannung aufgebaut und die Tanzszenen dienen keiner Dramaturgie. Zwar zeigt der Regisseur auch hier wieder Probenszenen und lässt die ZuschauerInnen Kulissenluft schnuppern, doch während das bei "Carmen" sinnlich und spannend war, kommt bei "IBERIA" eher Langeweile auf.
Saura will seinem Heimatland Spanien einen Film widmen, in dem er nur die Musik und den Tanz zum Schwerpunkt macht. Kreuz und quer durchs Land sammelt er Bühnenauftritte, Studioaufzeichnungen, filmt Proben und Auftritte. Dabei kombiniert er klassischen und zeitgenössischen Tanz, wobei wieder vor allem der Flamenco zum "Hauptdarsteller" wird. Die Kamera ist dabei sehr wichtig, sie ist eine Mitspielerin, sie "tanzt" mit. Inspiration war für Saura der Komponist und Pianist Isaac Albéniz (1860 - 1909), der in seinen wegweisenden Werken die einzelnen spanischen Regionen beschrieb.

Obwohl in "IBERIA" viele der besten spanischen TänzerInnen und MusikerInnen mitwirken schafft es Saura nicht, dass etwas Einheitliches, Ganzes entsteht. Die Tanz- oder Gesangsszenen werden ohne Übergang hintereinander gezeigt. Natürlich sind sehr schöne Darbietungen dabei, zum Beispiel des Balletts Iberia oder der Flamenco-Stil von Sara Baras. Doch bei einigen Sequenzen fragt sich der/die kritische ZuschauerIn, ob die angedeuteten Trippelschritte eines gequält dreinschauenden Altstars wie Antonio Canales wirklich noch so sehenswert sind.

AVIVA-Meinung: Nur etwas für eingefleischte Flamenco-Fans. Alle anderen werden im Kino eher ein gemütliches Nickerchen halten.

Im Namen der MFA+ FilmDistribution möchten wir Sie darauf aufmerksam machen, dass sich der Starttermin von IBERIA in Berlin auf den 08.06.06 verschoben hat. Bundesweiter Starttermin bleibt der 25.05.06.


IBERIA
Regie: Carlos Saura
Choreografie: José Antonio
Musik: Roque Banos
TänzerInnen: Sara Baras, Antonio Canales, José Antonio Ruiz, Aida Gómez, Patrick De Bana u.a.
MusikerInnen: Manolo Sanlúcar, Rosa Torres-Pardo u.a.
Spanien 2005, 91 Minuten, OV



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Beitrag vom 26.05.2006

AVIVA-Redaktion